Pilgerwege
- Eberhard Kiefer
- 12. Feb. 2021
- 2 Min. Lesezeit
"via raetia" oder auch "via raetica" ist die neuzeitliche Bezeichnung für eine der wenigen Römerstraßen, die aus dem süddeutschen Raum nach Oberitalien führten. Die "via raetia" verlief über Augsburg und Partenkirchen, den Seefelder Sattel, Innsbruck und den Brennerpass und löste die einige hundert Jahre ältere "via claudia augusta" in ihrer Funktion als wichtigste römische Straßenverbindung über die Ostalpen ab.
Auf der in Nürnberg um das Jahr 1500 entstandenen Romwegkarte von Erhard Etzlaub, die nach Süden ausgerichtet ist, führen zwei Pilgerwege über den Brennerpass, einer davon von Augsburg über die "via raetia", der andere von Regensburg über Rosenheim und Innsbruck. In Innsbruck treffen sich die Routen und folgen im weiteren Verlauf gemeinsam der "via raetia". Westlich davon führen zwei weitere Pilgerwege aus Richtung Ulm über Bregenz und von Basel über Zürich nach Chur und von dort aus gemeinsam über einen Alpenpass, der zwischen Chur und Como liegen muss. Im Gegensatz zum "Brenner" ist der Pass auf der Karte nicht beschriftet. Stattdessen findet sich die Bezeichnung "Cleff" für einen weiteren Ort in der Nähe des Passübergangs. "Cleff" oder "Kleven" ist ein heute nur noch selten gebrauchter anderer Name für das lombardische Städtchen Chiavenna. Somit kommen als mögliche Übergänge sowohl der Splügen- als auch der Septimerpass in Frage, da beide Pässe zwischen Chur und Chiavenna liegen und zu dieser Zeit in etwa gleichrangig begangen worden sein dürften.
Wie in Zeitreise BB: St. Pelagius beschrieben, musste die bei Mauren und unweit der Rheinstraße gelegene Wallfahrtskirche St. Pelagius in den Jahren ca. 1460 bis 1470 neu gebaut werden, um für die damals immer größer werdende Schar der Pilger genügend Platz zu bieten. Wege nach St. Pelagius führten auch über die Rheinstraße. Als Pilgerweg zu weiter entfernten Zielen hat die Rheinstraße vermutlich nur in untergeordneter Weise gedient.

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